Leseschriften

Das Leseschriften-Archiv stellt Schriften in den Vordergrund, die uns im täglichen Leseprozess am häufigsten begegnen. Es konzentriert sich dabei zunächst auf das Medium Buch und stellt die Werkschriften dar, die in der Zeit von 1996 bis 2005 in den Lesetexten dominierten und auch gegenwärtig einen hohen Gewohnheitsgrad besitzen.

Schriftporträts

Die Auswahl der Schriften für das Archiv basiert auf einer quantitativen und einer qualitativen Erhebung. Sie werden ergänzt durch Abwandlungen (Derivate), die unter dem selben Namen erscheinen, und durch historisch bedeutsame Schriften.

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Aufbau der Schriftporträts

Die Schriftporträts sind als Einzelblätter aufgebaut. Nebeneinander liegend sind die Schriften gut zu vergleichen. Normalerweise enthält jedes Porträt 6 Seiten. In Ausnahmefällen (z.B. bei Schriftsippen) erhöht sich die Seitenzahl.

Seite 1 und 3

Die Darstellung konzentriert sich auf die normalen und kursiven Schriftformen in einer gewohnten Lesegröße von etwa 10 Punkt und auf eine Indexgröße von etwa 7 Punkt. Um die Vergleichbarkeit zu erhöhen, wurden sämtliche Schriften jeweils auf die exakt gleiche Mittellängen-Größe der Buchstaben gebracht (was in der Folge zu unterschiedlichen Schriftgrößen-Angaben führt). Die Seiten enthalten zudem einen Vermerk zur Identität des Schriftfonts, indem die Versions- und Font-ID-Nummern und das Copyright-Vermerk genannt werden, sowie die Jahreszahl der Veröffentlichung des Fonts. Die Schnittvarianten der vorliegenden Schrift werden lediglich im Überblick aufgelistet. Die Seite ist zugleich Inhaltsverzeichnis: Die schwarzen Pfeile verweisen auf die aktuellen, die konturierten Pfeile auf weitere Darstellungen.

Seite 2 und 4

Die Darstellung beschränkt sich auf die Grundfiguren der Alphabete und die gebräuchlichsten Zeichen. Die Buchstaben und Zeichen werden in etwa 36 Punkt wiedergegeben. Um auch hier eine größtmögliche Vergleichbarkeit zu garantieren, wurden sie untereinander auf eine gleiche Versal-H-Höhe justiert. Sieht die Schrift Designgrößen vor, so werden sie mit dem Wort Hamburgefonts übereinander in einer etwaigen 20-Punkt-Größe in Vergleich gebracht.

Seite 5

Hinweise zur Geschichte der jeweiligen Schrift: Nennung der Schriftkünstler, sowie knappe Darstellung und Konzentration auf Verweise und Kernaussagen aus der Literatur. Hinweise auf und Vergleiche mit ähnlichen Schriften und Fonts gleichen Namens (Derivate).

Seite 6

Die Seite enthält Referenzen der jeweiligen Leseschrift vor allem aus der Buchtypografie. Das lesenswerte und gut gestaltete Buch steht im Vordergrund zum Beispiel mit der Nennung von prämiierten Büchern der Stiftung Buchkunst, in denen die jeweilige Schrift als Grundschrift eingesetzt wurde. Hat die Schrift eine Vergangenheit in der Bleisatzzeit und/oder in der analogen Fotosatzzeit, so werden Beispiele gesammelt.

Auswahlkriterien

Quantitative Erhebung

Nach eigenen Angaben wurden 2005 bei der Firma Clausen & Bosse, in Leck, tagtäglich durchschnittlich 600 000 Taschenbücher und 100 000 Hardcover gefertigt. Hierbei handelte es sich sowohl um allgemeine erzählende Literatur als auch um Sachbücher. Welche Schriften in diesem Bücherberg vor allem in Erscheinung treten, konnte für das Jahr 2005 nur für 1207 Titel (bei denen die Satzangaben vorlagen) ermittelt werden. Von den insgesamt 11 000 Druckaufträgen des Jahres stellten diese Titel allerdings nur einen Ausschnitt dar. Die Frage an den Hersteller, ob denn diese Angaben so in etwa und grob eingeschätzt auch repräsentativ für die Gesamtzahl der ausgelieferten Bücher seien, wurde mit Ja beantwortet.

Von den häufigsten Leseschriften (siehe Grafik) wurden Porträts erstellt

quantitative Erhebung Leseschriften

Qualitative Erhebung

Grundlage für die qualitative Erhebung sind die Kataloge »Die schönsten deutschen Bücher« der Stiftung Buchkunst von 1996 bis 2005. Gezählt wurden alle aufgeführten Grundschriften der prämierten Bücher.

Von den Leseschriften (siehe Grafik), die mindestens 3-mal »mitprämiert« wurden, werden Porträts erstellt

qualitative Erhebung Leseschriften

Ergänzungen

Schriftbezeichnungen, wie beispielsweise Garamond oder Times, werden in den Angaben der Buchhersteller oft nicht präzisiert. Meistens verbergen sich hinter den Namen zahlreiche Derivate (Abwandlungen) unterschiedlicher Hersteller. Demzufolge ist es eine Ermessensentscheidung, welcher Schriftfont in die Liste der hier dargestellen Schriften aufgenommen wird. Es liegt nahe, mehrere der unter dem selben Namen auftretenden Derivate zu bestimmen.

Derivate
Ein Beispiel von Garamond(t)-Derivaten.
Links korrekte Bezeichnungen, rechts weitere Bezeichnungen des gleichen Fonts.
(Erste Untersuchung aus dem Jahre 2005.)

Im weiteren wurden/werden von historisch bedeutsamen Schriften Porträts erstellt.

Beiträge zur Schrift- und Typografiegeschichte

Das letzte Relikt Gutenbergs
Laut-Zeichen
Illustrierter Don Quijote
Genzsch-Antiqua
»Schwabacher Judenlettern«
Zur Geschichte der Kolumnenform

Linkliste »normal regular book roman«

Aus dem Buch »normal regular book roman«, Hans Andree, Wallstein Verlag

Das Archiv: Beiträge im Rückblick

Motiv, Redaktion, Kontakt, Impressum

Das Motiv zur Gründung des Leseschriften-Archivs geht auf ein Seminar für Typografie- und Schriftgeschichte im Herbst 2007 im Museum der Arbeit in Hamburg zurück. Ziel der Forschungsarbeit ist es, durch den Aufbau von Schriftporträts eine präzise Vergleichbarkeit der gebräuchlichsten Werkschriften in Lese- und Indexgröße zu ermöglichen, die bisher nicht gegeben ist. Die ersten 30 Schriften-Porträts erschienen 2008 im Netz. Es waren zunächst die Schriften, die sich (über eine quantitative Erhebung von 2005 ermittelt) in der Buchtypografie dieser Zeit als sehr gebräuchlich erwiesen hatten.

Im Juli 2013 wurde die Anzahl der Schriftdarstellungen durch weitere 28 Porträts erweitert. Grundlage dieser Erweiterung war eine qualitative Erhebung, die sich aus der Durchsicht der von 1996 bis 2005 prämiierten Bücher der Stiftung Buchkunst und deren Werk- oder Leseschriften ergab. Die qualitative Erhebung bestätigte den hohen Stellenwert der Schriften aus der quantitativen Erhebung, doch durch den breiteren Fächer unterschiedlicher Buchtypen, brachte diese Untersuchung einen wesentlich erweiterten Fundus bewährter und neuzeitlicher Schriften mit ins Spiel. Neben die Serifenschriften rückten sowohl serifenlose Leseschriften als auch Übergangsformen zwischen beiden.

Die Sammlung wurde zudem durch eine Auswahl von historischen Werkschriften aus der Bleisatzzeit erweitert und durch eine Anzahl von Schriftderivaten, die mit gleicher Bezeichnung auftreten (so gibt es beispielsweise acht verschiedene »Garamond(t)«-Schriften im Archiv). Derzeit sind 100 Porträts abrufbar, ergänzende Beiträge zur Schrift- und Typografiegeschichte begleiten sie.

Verantwortlich: Hans Andree und Sven Seddig

Postanschrift:
Grafik-Atelier Andree, Ludolfstraße 60, 20294 Hamburg

Mail: info[at]leseschriften.de